Ein Kindheitstraum wurde wahr und Michelle war hellwach bei der Weltmeisterschaft in Santiago de Chile. Während gleichaltrige Freunde gerade in den Herbstferien entspannen, startete für Michelle zum Ferienbeginn vor zwei Wochen die Reise ihres Lebens. Gemeinsam mit der deutschen Nationalmannschaft gab es den letzten Feinschliff im Trainingslager in Hessen und dann flog das Team eine Woche vor der WM nach Chile.

Michelle startete in der Kategorie Junioren (16-17 Jahre). In ihrer Gewichtsklasse bis 53kg waren insgesamt 52 Starterinnen gemeldet. Ihre erste Gegnerin kam aus Tschechin und belegte im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft in Russland den siebten Platz. Michelle berichtet: „Ich war direkt im dritten Kampf an der Reihe und war dann doch recht aufgeregt. Den Kampf konnte ich durch eine starke Kontertechnik für mich entscheiden.“

In der zweiten Runde traf Michelle auf  eine Rumänin, welche in der ersten Runde ein Freilos hatte. „Die  rumänische Sportlerin kämpfte ähnlich wie ich es bevorzuge – eher defensiv.“ Nachdem sich die beiden Kontrahentinnen in der ersten Phase des Kampfes belauerten und abtasteten erhielten beide eine Bestrafung für Passivität. Einen kurzem Moment der Unachtsamkeit nutzte die Rumänin  um mit 1:0 in Führung zu gehen. „Ich musste nun umstellen und offensiv  kämpfen aber ich fand nicht wirklich ein Mittel.“ Die Rumänin gewann im  Anschluss auch noch gegen Belgien und Norwegen. Gegen die spätere  Weltmeisterin aus Frankreich unterlag sie im Poolfinale mit 9:0. „Die Französin gehörte wie die jungen Damen aus Aserbaidschan, Dänemark und  Kasachstan zu den Favoriten und die Französin war an diesem Tag einfach in Topform,“ resümiert Michelle. „Obwohl ich nicht mit einer Medaille nach Deutschland zurückkehre, bin ich stolz. Die Erinnerungen an meine  Weltmeisterschaft werde ich immer behalten.“

Heute geht es für die deutschen Starter nach dem Turnier direkt zum Flughafen. Die Situation in Chile und im besonderen in Santiago de Chile sind sehr angespannt. Einige Nationen wie Japan und die Schweiz haben bereits vor der Weltmeisterschaft die sichere Heimreise angetreten. Lange stand auf der Kippe, ob die  Weltmeisterschaft unter diesen Bedingungen überhaupt stattfindet. Die Verantwortlichen haben sich dafür entschieden unter hohen Vorsichtsmaßnahmen die Veranstaltung durchzuführen.
In der kommenden Woche geht Michelle wieder ganz gewohnt zur Schule und bereitet sich auf ihre Abiturprüfungen vor. In den Lernpausen wird sie nicht nur die Eindrücke der Weltmeisterschaft verarbeiten, sondern auch wieder mehrfach pro Woche im Dojo trainieren. „Meinen neuen großen Traum behalte ich aber erstmal für mich,“ schmunzelt die 17-jährige.

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